Das Schuljahr geht in Ghana, wie in Deutschland vom September bis Ende Juni/Juli, je nachdem wie die Ferien liegen.
Graduationday bezeichnet die Schulabschlussfeier am Ende des Schuljahres, zu dem die Lehrer der Schule ein feierliches Programm mit Aufführungen und Gästen planen und zusammen mit den Schülern vorbereiten. Die Schüler, die von einer Schulform in die nächste wechseln, werden dabei ganz besonders hervorgehoben. Dazu gehören auch die Kindergartenkinder, die in die Primary School, also hinüber in die Grundschule wechseln, weil der Kindergarten in Ghana auch als Schule gilt. Da feiern wir in Deutschland den sogenannten Rausschmiss aus dem Kindergarten.
Diejenigen, welche von der Grundschule (Primary School) in die Junior High School (wie bei uns Realschule) wechseln, sind ebenso besonders zu ehren. Alle diese Wechsel-Schüler erhalten eine besondere Urkunde von der Schule, zusätzlich zum Zeugnis.
Die Einladung zur Teilnahme an dieser Feier geht an alle Eltern und Elternvertreter, sowie an Personen des öffentlichen Lebens im Stadtteil und an die Schulbehörde.
Der Start war um 9 Uhr geplant. Doch da wurden noch die Festzelte aufgebaut. Zwar stand am Eingang schon alles bereit und manche Eltern trafen auch schon ein, doch es schien niemanden zu beunruhigen, dass die Aufbauarbeiten noch voll im Gange waren. Im luftigen Schatten der zahlreichen Bäume unterhielten sich die Gäste. Vom Kiosk Team wurden verschiedene Speisen angeboten. Die Schüler hielten sich in den Klassen auf, da sie besondere Kostüme zu den Aufführungen trugen. Manche mussten sich mehrfach umziehen.
Ein Pastor eröffnete die Feier gegen 11 Uhr mit einem Gebet. Der Elternvertreter beendete um 14.45 Uhr ebenfalls mit einem Gebet. Linda und Solo vom Lehrerteam moderierten die Feier.
Dazwischen lag ein buntes Programm mit einer Modenschau der Kindergartenkinder, Tanzgruppen der Primary und Junior High School, mit der Rede des Schuldirektors, der Verleihung der Graduation Certificates, einer Aufführung eines Dramas in mehreren Akten, welches die Elternschaft hochgradig faszinierte, sowie mit der Talentshow, zu welcher ein 4-jähriger ein großartiges Solo sang. In Ghana ist es üblich einem guten Sänger, Tänzer oder Musiker Geldscheine auf den Kopf zu legen oder an die, meist schweißnasse, Stirn zu kleben. In Ghana gibt es für auch für sehr kleine Beträge, wie 5, 10 oder 20 cent oder 1 und 2 Euro Geldscheine, anders als in Deutschland. Bei der Graduationsfeier werben die Moderatoren für die auftretenden Schüler für Geld, welches vom Publikum dann zu den Kindern gebracht und von den Moderatoren eingesammelt wird. Davon werden alle Unkosten der Feier bezahlt: Der Zelt- und Stuhlverleih, die Musikanalage mit DJ, einige Getränke und Kekse für die Gäste, der Druck der Programme.
In dem von den älteren Schülern wunderbar aufgeführten Drama, ging es um einen König der Mädchen verbot zur Schule zu gehen. Nur Jungens sollten lernen dürfen. Mädchen und Frauen müssen die Männer und Brüder bedienen. Den entsprechenden Macho- Familienvater spielt ein Schüler sehr überzeugend. So ging der Junge der gespielten Familie zur Schule und wobei er nicht einmal Lust zu lernen verspürte. Er kam mit schlechten Zeugnissen nach Hause. Seine wissbegierige Schwester nahm heimlich seine Bücher und brachte sich selbst das Lesen bei und lernte fleißig. Eines Tages kam eine Sponsorin aus Europa in das Dorf, die begabte Schüler und Schülerinnen nach Europa zum Studieren bringen möchte. Sie wunderte sich, dass in dem Dorf nur Jungen unterrichtet wurden. Der Junge bestand den Auswahltest nicht. Da meldete sich die die Schwester und stellte ihr Können erfolgreich unter Beweis. Sie wurde für Europa ausgewählt.
Nach einem Zeitsprung von 15 Jahren sehen wir den König sehr krank auf seiner Matte liegen. Es wird um ärztliche Hilfe gesucht und eine Ärztin gefunden, die ihm wieder auf die Beine helfen kann. Der König interessiert sich für ihren Namen und den Namen ihrer Eltern. Da stellt sich heraus, dass diese im Dorf des Königs wohnen. Sie werden gerufen. Die Eltern können zuerst kaum glauben, dass es ihre Tochter ist. Doch bald ist sie identifiziert. Die Mutter fällt in Ohnmacht. Seit 15 Jahren hatten sie keinen Kontakt mehr mit ihrer Tochter. Der König sieht seinen Fehler ein und ab sofort dürfen alle Mädchen zur Schule gehen.
Reinhild Zenk
Ein kleiner Bilderbogen von Kindern der Joyful Learning School:
Fotos aus der Zeit des Schulpartnerschaftsbesuchs Herbst 2022 mit dem Volontär Florian und mit Elia und Mia Schmidt -
für alle eine bereichernde Zeit
Das Essen wird von der Köchin über dem offenen Feuer täglich frisch gekocht. Die Kinder bringen sich ihre Behälter von zuhause mit und holen sich darin ihre Portion bei der Köchin ab. Gegessen wird traditionell mit den Fingern.
Unsere Schüler der Senior High School kommen aus einem großen Einzugsgebiet. Die jüngeren Schüler stammen aus der Region um Sunyani. Zwei Schulbusse rumpeln täglich über die Schlaglochpisten, um die Kinder zur Schule zu bringen. Da nicht alle Schüler zur gleichen Zeit gefahren werden können, wartet die zweite Gruppe Schüler geduldig auf den Bus. Keinem ist langweilig. Man weiß sich mit spielen, singen und erzählen zu beschäftigen.
Alle Fotos (bis auf das Foto am Busparkplatz): Alexander Schmidt